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Degrowth

12. September 2025 / Parwaneh Mirassan

Eventim killed the Konzerterlebnis

Wie Eventim Fans mit Zeitdruck und künstlicher Verknappung abzockt

Zeitdruck, künstliche Verknappung und späte Infos über Ticketpreise verleiten zum Impulskauf. Einige Musikerinnen und Musiker probieren neue Wege. Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht in der Kolumne „Gastwirtschaft“ in der Frankfurter Rundschau.

Als ich 2019 für ein „Florence and the Machine“-Konzert zur Columbia Halle in Berlin fuhr, konnte meine Schlafgelegenheit noch einen Tag vorher überlegen, ob sie spontan mitkommen wollte. Sie entschied sich dagegen, 60 Euro waren ihr einfach zu teuer.

Als ich mir letzte Woche ein Ticket für die 2026 Tour kaufen wollte, machte der direkte Vergleich die Taktiken von Eventim und anderen Ticketvertreibern offensichtlich. Zwei Tage vor dem eigentlichen Vorverkauf, durfte ich also im Vorvorverkauf – ein Wort das nicht existieren sollte – panisch den Bildschirm anschreien, weil die Seite überlastet war. Einen Code für den Vorvorverkauf hatten wir nur zufällig erhalten, nach einer Vorbestellung der neuen Vinyl. Fluch und Segen. Im Gruppenchat wurde in Echtzeit diskutiert, ob wir zu alt für Stehplätze sind und ob wir uns 100 Euro wirklich leisten wollen. Zeitdruck, künstliche Verknappung und späte Infos über die Ticketpreise verleiten zum Impulskauf.

Aber geht das auch anders? Einige Künstlerinnen und Künstler probieren neue Wege.

James Blake ist seit vergangenem Jahr unabhängiger Künstler. Er kritisiert große Unternehmen, die den Zugang zu Informationen kontrollieren und steigt daher auf eine eigene Mailingliste um. Zukünftig möchte er auch die Ticketverkäufe selbst organiiseren.

Auch Hayley Williams (u.a. Paramore) freut sich über die neu gewonnene Freiheit vom Major Label. Sie ermutigt auch neue Künstler:innen, es ohne großes Label zu probieren, und möchte als nächstes mit ihrem Team Lösungen für bezahlbare Konzerttickets finden. Orla Garland appellierte bei der Preisverleihung des „Ivor Novello Award“, dass wir Songwriter besser bezahlen sollten, wenn wir nicht nur Musik von Menschen mit reichen Eltern wollen. Sie organisiert schon lange alles selbst – vom Musikvideo bis zur Tourplanung.

Der Rapper Bad Bunny stellte dieses Jahr Konzerterlebnisse auf den Kopf. Er spielte nur in Puerto Rico und verkaufte Tickets zunächst nur auf Bauernmärkten an Menschen mit Wohnsitznachweis. Erst danach konnten Menschen von außerhalb Tickets erwerben, zu erhöhten Preisen und im Bundle mit Zimmern in lokalen Hotels. Ob Megastars oder Künstler:innen, die gerade so von ihrem Job leben können – es regt sich Widerstand gegen die weltweite Ausbeutung von Musiker:innen und Fans.