Bausteine für Klimagerechtigkeit

Transformativ.
Solidarisch.
Machbar.
Gerechte Wohnraumverteilung
Zusammenfassung

Die Pro-Kopf-Wohnfläche in Deutschland nimmt kontinuierlich zu, gleichzeitig ist Wohnraum immer ungleicher verteilt.

Die Pro-Kopf-Wohnfläche in Deutschland nimmt kontinuierlich zu, dadurch werden Energieeinsparungen durch bessere energetische Standards zunichte gemacht. Daneben besteht der Trend einer zunehmend ungleichen Verteilung von Wohnfläche in Deutschland. Derzeit gibt es keine wirkungsvollen politischen Maßnahmen, die zu einer Verringerung des Wohnraumbedarfs pro Kopf führen. Das liegt daran, dass die Profitinteressen von Immobiliengesellschaften und Finanzwirtschaft einer geringeren Wohnfläche und einer gleicheren Wohnraumverteilung entgegenstehen.

Vergesellschaftung ermöglicht es, Wohnraum demokratisch, bedürfnisgerecht und sparsam zu verteilen.

Durch Vergesellschaftung kann Wohnraum den Profitinteressen von Immobiliengesellschaften und Finanzwirtschaft entzogen werden. Maßnahmen zur Reduzierung von Wohnfläche pro Kopf können dann gemeinsam bedürfnisgerecht umgesetzt werden. Hierfür gibt es Vorbilder: Eine gerechtere Wohnraum-Bewirtschaftung gelingt in kommunalen Wohnungsunternehmen und Genossenschaften.

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Der Wohnraum pro Kopf nimmt in Deutschland zu, wodurch auch der Energiebedarf steigt. Gleichzeitig ist Wohnraum ungleich und ungerecht verteilt. Auf einem profitorientierten Wohnungsmarkt besteht kein Interesse daran, Wohnraum sozial und umweltgerecht zu verteilen. Mit der Vergesellschaftung kann die Umsetzung dieser Ziele ermöglicht bzw. maßgeblich beschleunigt werden. Lesen Sie mehr dazu in unserem neuen Dossier.

Wohnraum: Grundrecht und Treiber für Energieverbrauch

Wohnen ist in Deutschland verantwortlich für etwa 31% der
CO2-Emissionen.

Wohnungsneubau ist mit großem Ressourcenverbrauch und Flächenversiegelung verbunden. Um den Wohnungssektor auf den 1,5-Grad-Pfad zu bringen und ökologisch auszurichten, ist es wichtig, nicht nur energetisch zu sanieren, sondern auch die Wohnfläche pro Kopf zu verringern. Gleichzeitig ist angemessener Wohnraum ein Menschenrecht und sollte daher bedürfnisgerecht verteilt werden. Beides gelingt in Deutschland bisher nicht. Einerseits steigen Wohnfläche und Flächenversiegelung pro Kopf kontinuierlich an, andererseits wird die Verteilung vor allem in Städten immer ungerechter.

Statt Wohnraum besser zu verteilen, setzt die Politik auf Neubau als Lösung drängender sozialer Wohnungsfragen –

Woran liegt das? Zentral hierbei ist das Interesse der Wohnungskonzerne, Bodenspekulant*innen und Investoren an möglichst hohen Renditen. Das hat einerseits zur Folge, dass nicht genug kleine Wohnungen bzw. Flächen für gemeinschaftliches Wohnen bereitgestellt werden. Andererseits hat es zu einem starken Anstieg der Immobilienpreise und Mieten geführt. Beides hat Folgen:

Wohnraum ist so teuer, dass Menschen mit geringem Einkommen in zu kleinen Wohnungen wohnen.

Für Menschen in großen Wohnungen gibt es keine Möglichkeit umzuziehen, wenn sich ihre Bedarfssituation ändert, da kein preisgünstiger, nahe gelegener Wohnraum zur Verfügung steht.

Der Mangel an Alternativwohnraum führt dazu, dass eine Besteuerung von (übermäßig großem) Wohnraum als unfair wahrgenommen wird.

Tausch- und Beratungsprogramme scheitern am Fehlen von Alternativwohnraum mit ähnlichem Preis, am unzureichenden Mietrecht und fehlender Umzugs-Unterstützung.

Vergesellschaftung als Basis für eine (umwelt)gerechte Wohnraumverteilung

Vergesellschaftung macht eine demokratische und bedürfnisgerechte Verteilung von Wohnraum möglich.

Die Vergesellschaftung von Wohnraum ist eine vielversprechende Strategie, um diesen künftig besser zu verteilen. Das heißt: Immobilien aus den Händen von privaten Unternehmen in kommunale Wohnungsunternehmen, Genossenschaften oder in eine Anstalt öffentlichen Rechts zu übertragen. Dabei geht es nicht um Wohnungen in privatem oder selbst bewohntem Einzelbesitz, sondern um große Immobilienunternehmen, die in großen Städten einen hohen Anteil der Mietwohnungen besitzen. Eine Vergesellschaftung von Wohnraum eröffnet viele Möglichkeiten, günstigen Wohnraum zu schaffen, diesen bedürfnisorientiert umzuverteilen und damit die durchschnittlichen Wohnflächen pro Kopf zu verringern:
Bedürfnisorientierung

Statt den Neu- und Umbau am Profit zu orientieren, ist dieser an den Bedürfnissen der Bewohner*innen ausgerichtet. Hierzu gehört auch die Möglichkeit, gemeinschaftlichen Wohnraum zu schaffen.

Flexibler Wohnraumwechsel

Mieter*innen können bei Bedarf in eine kleinere oder größere Wohnung mit gleichem oder ähnlichem Quadratmeter-Preis wechseln, ohne ihre Nachbarschaft verlassen zu müssen.

Demokratische Strukturen
Demokratische Strukturen können als Austauschraum über (neue) Wohnraumbedürfnisse genutzt werden.
Solidarische Umverteilung

Mieter*innen können Lösungen finden, um die Wohnfläche pro Person auf ein ausreichendes Maß zu begrenzen und solidarisch umzuverteilen, sodass niemand zu wenig hat.

Beitrag zur Transformation
Ein neues Miteinander
"

Vergesellschafteter Wohnraum erlaubt ein anderes Miteinander. Dies entsteht z.B. durch gemeinschaftlichen Wohnraum, aber auch dadurch, dass anstelle der oftmals antagonistischen Beziehung zwischen Mieter*in und Vermieter*in ein Miteinander von Menschen tritt, die in demokratischen Strukturen gleichzeitig Mieter*innen als auch Vermieter*innen sind.

Klimaschutz von unten

"

Eine Demokratisierung der (Ver-)mietung von Wohnraum kann Menschen die Möglichkeit geben, sich für Klimaschutz und eine Energiewende von unten einzusetzen, anstatt den tatsächlichen oder ausbleibenden Sanierungsplänen der Vermieter*innen ausgeliefert zu sein.

Ein neuer Umgang mit Wohnraum

"

Aus Angst vor steigenden Preisen und den Umständen eines Umzugs orientieren sich viele Menschen beim Kauf einer Immobilie an dem Zeitraum, in dem die Familie am größten ist. Diese Ängste könnten den Menschen durch einen anderen Umgang mit Wohnraum genommen werden, sodass sie zunächst in kleineren Immobilien wohnen und bei Veränderungen der Familiengröße umziehen.

Wie kommen wir dahin?

Was braucht es, um die Vergesellschaftung von Wohnraum in die Tat umzusetzen?

Für die Vergesellschaftung von Wohnraum braucht es eine Verschiebung der Machtverhältnisse durch Protest, Öffentlichkeitsarbeit und Einfluss auf politische Entscheidungsträger*innen. Wenn Vergesellschaftung mit einer ökologischen Wärmewende zusammen gedacht wird, können starke Allianzen entstehen – etwa zwischen „Deutsche Wohnen & Co. Enteignen“ (DWE), Mieter*innen-Organisationen, Sozialverbänden, Umweltverbänden und Klimagerechtigkeitsaktivist*innen.

Auch kulturelle Barrieren müssen überwunden werden: So muss die Erzählung von Eigentum als Quelle für persönliche Absicherung durch eine neue Erzählung abgelöst werden: Sicherheit durch Vergesellschaftung!

Die Vorstellung, mit hohem Einkommen automatisch Anspruch auf übermäßig großen Wohnraum zu haben, muss hinterfragt und zur Diskussion gestellt werden. Hierfür braucht es Alternativen, die eine sozial und umweltgerechte Verteilung von Wohnraum vorleben und ihre Erfahrungen teilen.

Schließlich bleibt die Frage, ob es einen gesetzlichen Rahmen braucht, der eine gerechte Verteilung von (vergesellschaftetem) Wohnraum anstößt. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass viele Genossenschaften auch ohne solche Vorgaben Regelungen einführen, aber natürlich gibt es auch Gegenbeispiele. Um diese zu einer Veränderung ihrer Praxis zu bewegen, kommen verschiedene Maßnahmen in Betracht, z.B. eine Begrenzung der Ausschreibung neuer Bauflächen, eine progressive Wohnflächensteuer oder kommunale Umzugsberatungen und Wohnbörsen.

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