Wie wir mit unseren Finanzen umgehen

Beim Konzeptwerk entwickeln wir nicht nur Konzepte für eine neue Ökonomie, wir probieren sie auch aus. Im Bereich Finanzen heißt das, unsere Bezahlung an unseren Bedürfnissen auszurichten und nicht nach unseren Funktionen oder der Dauer der Mitarbeit im Konzeptwerk.
Zwei Grundsätze bilden die Leitplanken für die Finanzierung des Konzeptwerks:

• Wir sind als gemeinnütziger Verein anerkannt und arbeiten nicht gewinnorientiert.
• Wir nehmen kein Geld von Organisationen an, die für unökologische, undemokratische oder unsoziale Produktionsmethoden stehen. Spenden von Unternehmen nehmen wir nur in Ausnahmefällen an: wir kennen das Unternehmen und Einzelpersonen darin, es sieht sich als Teil des sozial-ökologischen Wandels und versucht, das auch in seiner Arbeit umzusetzen.

Das Konzeptwerk finanziert sich aus Geldern von Finanzanträgen, Spenden und Fördermitgliedschaften sowie Honoraren, die wir für Workshops und Vorträge bekommen.

Wieviel Geld braucht man für ein gutes Leben?

Alle zwei Monate kommen wir zu unserem Finanzplenum zusammen. Dort beschließen wir unsere Budgets und unsere Löhne. Ein Hauptthema unserer Finanzplena ist außerdem die wiederkehrende Frage, wie es uns jeweils in finanzieller Hinsicht geht. Unsere Einkommen legen wir gemeinsam fest. Das passiert in einem Abwägen zwischen persönlichen Bedürfnissen und den finanziellen Möglichkeiten, die das Konzeptwerk hat. Aber auch die Frage ‚Wieviel ist genug?‘ spielt dabei eine große Rolle. Wir probieren aus, wieviel Geld wir für ein gutes Leben brauchen. Als wir vor mehr als zehn Jahren das Konzeptwerk gegründet haben, war die Antwort darauf: 850 Euro netto. 1.150 Euro netto ist heute unser Basislohn für alle, die mindestens 20 Stunden in der Woche bei uns mitarbeiten. Über die Jahre hat sich dazu ein System entwickelt, in dem jede*r bis zu zwei zusätzliche Stufen von 150 Euro beim Finanzplenum anmelden kann. Dafür lassen sich unterschiedliche Gründe anführen: Ich habe ein Kind zu versorgen, ich arbeite mehr als 25 Stunden in der Woche fürs Konzeptwerk oder ich habe aus irgendeinem anderen Grund einen Mehrbedarf, der dann im Finanzplenum diskutiert wird.

Dass auch wir im Konzeptwerk im Laufe der Zeit mehr Geld zum Leben brauchen, hat verschiedene Gründe. Zum Beispiel das Bedürfnis nach mehr Sicherheit, die Verantwortung für andere und unterschiedliche Geldbiographien. Leider sind ein Grund auch die gestiegenen Lebenshaltungskosten und die in Leipzig, Halle und Berlin ansteigenden Mieten.

Viel zu wenig Geld für unsere Arbeit?

Vergleicht man unsere Stundenlöhne mit denen anderer, dann könnte man das meinen. Wir fragen uns das auch immer wieder. Denn natürlich finden wir finanzielle Absicherung wünschenswert. Ein kollektiv-getragenes und selbstbestimmtes Arbeitsumfeld hat für uns jedoch auch einen hohen Stellenwert. Wenn es nötig ist, dass Personen mehr verdienen müssen, versuchen wir das zu ermöglichen. Außerdem können durch unsere vergleichsweise niedrigen Arbeitsstunden mehr Menschen beim Konzeptwerk mitwirken. Damit können wir uns besser für unsere Ziele einsetzen.

Fazit

Auch wir merken: Über Geld reden ist nicht einfach. Die Diskussionen in unseren Finanzplena sind oft emotional und berühren Ängste, die sich nicht selten existenziell anfühlen. Doch der offene Umgang mit diesen Ängsten in der Gruppe schafft auch Vertrauen zueinander. Wir haben uns ein solidarisches Netz gestrickt, in dem unsere finanziellen Sorgen einen Ort haben und aufgefangen werden können. Dafür sind wir dankbar.

Beim Konzeptwerk machen wir die Erfahrung, dass finanzielle Absicherung nicht nur ein individuelles Problem sein muss, sondern durch kollektive Strukturen anders gestaltet werden kann: Anhand der Bedürfnisse der Einzelnen im Rahmen des Möglichen. Das gibt uns Kraft, weiterhin für eine sozial-ökologische Transformation einzustehen.