Großes Plakat am Wegrand, auf dem steht: Die Rente ist sicher nicht sicher

Ein Tag voller Community und Care in Leipzig

Am 31. Januar an einem kalten, sonnigen Freitagnachmittag versammelte sich eine Gruppe von 30 Menschen im Leipziger Osten zu einem Tag, der ganz im Zeichen von Care und Gemeinschaft stand. Das Programm bestand aus zwei Veranstaltungen: dem Care Spaziergang, einem Rundgang zu drei lokalen Initiativen, und einem abendlichen Live-Podcast von Danke für nichts und Kein Ding, der sich mit Strategien, Visionen und Wünschen für Sorgegerechtigkeit befasste.

Care-Spaziergang durch den Leipziger Osten

Der Tag begann im Seniorenbüro Inge & Walter, einem unscheinbaren, aber einladenden Ort in der Eisenbahnstraße. Trotz seines Namens ist das Seniorenbüro nicht nur für ältere Menschen gedacht – es ist ein generationenübergreifender Treffpunkt, an dem Menschen zusammenkommen können, z.B. um an Aktivitäten teilzunehmen. Es gibt Beratungsangebote für seniorenrelevanten Fragen, einen Reparaturservice, Kunst- und Internetkurse sowie organisierte Ausflüge, sei es eine Fahrradtour, um die Region zu erkunden oder ein gemeinsamer Spaziergang, um nahöstliche Restaurants und Geschäfte im Viertel zu entdecken. Außerdem gibt es eine regelmäßige Quartiersmanagement-Sprechstunde, die es allen ermöglicht an der Gestaltung des Viertels mitzuwirken. Als das Gespräch mit den Mitarbeitenden des Seniorenbüros zu Ende ging, begann ein älterer Mann, der ruhig am Klavier gesessen hatte, plötzlich zu spielen und verabschiedete die Gruppe musikalisch, als sie zur nächsten Station weiterging.

Die zweite Station führte die Gruppe in die Poliklinik. Die Poliklinik betrachtet Gesundheit als ein soziales Thema und erkennt den engen Zusammenhang zwischen Wohlbefinden und wirtschaftlichen Bedingungen. Vertreter*innen sprachen über ihre Beratungsdienste, die von psychologischer Unterstützung bis hin zu Rechtshilfe reichen, und über CABL e.V. , eine ehrenamtlich geführte Initiative, die anonyme medizinische Versorgung für Menschen ohne Versicherung anbietet. Viele ihrer Patient*innen sind obdachlos, und ein mobiler Gesundheitsdienst ermöglicht es ihnen, diejenigen zu erreichen, die nicht selbst in die Klinik kommen können.

Der letzte Halt führte die Gruppe zurück in die Eisenbahnstraße zum Lila OFU (Ort für Uns), einem feministischen Raum, der sich der Gemeinschaftsbildung und dem Aktivismus widmet. Die Organisator*innen erzählten von ihrer Vision, ein einladendes Umfeld zu schaffen, in dem feministische Bewegungen gedeihen können. Zum Abschluss der Veranstaltung versammelten sich alle zu einem warmen, veganen Abendessen – eine Gelegenheit, zu reflektieren, Kontakte zu knüpfen und sich auf die Diskussionen des Abends vorzubereiten.

Live-Podcast: Care & Solidarität ins Zentrum

Im Laufe des Abends verlagerte sich das Publikum ins Ostpassage Theater, wo sich um 19 Uhr die Türen für den mit Spannung erwarteten Live-Podcast von Danke Für Nichts und Kein Ding öffneten. Die Moderator*innen Chris und Maxi beleuchteten die vielfältigen Realitäten von Care-Arbeit und betonten, wie wichtig es ist, diese oft unsichtbare Arbeit anzuerkennen und zu würdigen. Vor einem vollen Haus mit rund 100 Gäst*innen sprachen sie mit Mai von der Poliklinik, Alina von Eisi für alle, einer Initiative, die sich dafür einsetzt, dass die Eisenbahnstraße ein sicherer, solidarischer Ort für alle bleibt, und Eli von AuPair-Repair. AuPair-Repair ist eine selbstorganisierte Gruppe von Au Pairs in Österreich, die sich für die Arbeitsrechte von Migrant*innen, meist FLINTA*, in der häuslichen Kinderbetreuung einsetzen. Gemeinsam überlegten und diskutierten sie, welche Infrastrukturen eine sorgende Stadt braucht, wie die Sorgebedürfnisse der Menschen erfüllt werden können und wie wir Care-Arbeit gerechter organisieren können. Die Folge kann hier nachgehört werden.

 

Gemeinsam feministisch organisiert

Von den Geschichten, die auf dem Rundgang erzählt wurden, bis hin zu den anregenden Diskussionen beim Podcast, zeigte der Tag die vielen Möglichkeiten, wie sich Fürsorge in einer Gemeinschaft ausdrückt. Ob durch medizinische Hilfe, feministische Organisation oder Nachbarschaftssolidarität, die besuchten und diskutierten Initiativen streben alle danach, ein gerechteres und vernetzteres Leipzig aufzubauen. Als der Abend zu Ende ging, war klar: Care-Arbeit ist nicht nur eine individuelle Verantwortung – sie ist eine kollektive Praxis. Und gemeinsam ins Träumen kommen, wie wir uns in einer sorgenden Stadt wieder treffen, gibt Kraft und Motivation für die anstehenden politischen Kämpfe.

Gefördert durch

 

Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des*der Autor*in bzw. der Autor*innen und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die Europäische Union noch die EACEA können dafür verantwortlich gemacht werden.

Autorin

Foto von Charlotte Hitzfelder

Vienne Chan (sie/ihr)

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