Pressemitteilung   |   28.09.2018

„Ohne Abkehr vom Wachstumsdogma lässt sich der Klimawandel nicht aufhalten“

Neue Studie zur Einhaltung der UN-Klimaziele fordert wirtschaftliches Umdenken
Berlin/Leipzig. Eine gestern veröffentlichte Studie der Heinrich-Böll-Stiftung und des Leipziger Vereins Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V. kritisiert die in den Berichten des Weltklimarats berücksichtigten Klimaschutzszenarien als unzureichend. Die von Kai Kuhnhenn vom Konzeptwerk erstellte Untersuchung bemängelt, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen weiterhin ausschließlich auf konventionellen Wachstumsmodellen basieren und zeitweise Überschreitungen der Erwärmungsgrenzen von 1,5°C oder 2°C zulassen. Die zu viel ausgestoßenen Emissionen sollen nachträglich mit riskanten Technologien zur CO2-Entnahme wieder eingefangen werden. Effektive politische Maßnahmen jenseits der Wachstumslogik, etwa weniger Produktion und Konsum in bestimmten Bereichen wie zum Beispiel der Schwerindustrie, fänden somit kaum Eingang in die klimapolitischen und gesellschaftlichen Diskussionen.

Kai Kuhnhenn zur Studie: „Grundsätzlich sind die IPCC-Berichte und ihre globalen Klimaschutzszenarien wichtige Instrumente, um mögliche Wege hin zu einer klimafreundlichen Welt zu entwickeln, denn sie bilden die zentrale Grundlage für politische und gesellschaftliche Aushandlungen zum Klimaschutz. Doch die derzeitigen globalen Klimaschutzszenarien gehen vor allem von weiterem Wirtschaftswachstum aus, auch im globalen Norden. Der sichere Weg wären aber Maßnahmen für weniger Produktion und Konsum, z.B. in der Schwerindustrie. Diese Möglichkeit wird jedoch gar nicht in Erwägung gezogen und findet so auch keinen Eingang in die öffentliche Debatte.“

Linda Schneider, Referentin für Internationale Klimapolitik bei der Heinrich-Böll-Stiftung ergänzt: „Die Potentiale hocheffektiver, nicht-wachstumsbasierter Klimaschutzmaßnahmen werden vorneherein verschenkt, wenn sie in den Modellszenarien des IPCC nicht einmal erwähnt werden. Dabei können zum Beispiel eine nachhaltige und naturnahe Waldbewirtschaftung, Agrarökologie oder eine echte Zero-Waste-Kreislaufwirtschaft einen gewaltigen Beitrag zu Emissionsreduktionen leisten und nebenbei die Funktionen natürlicher Senken stärken.“

Die Studie „Wachstum in der Klimawissenschaft: Ein blinder Fleck“ fordert eine stärkere Einbeziehung und gezielte Erforschung von Entwicklungspfaden jenseits von ausschließlich wachstumsbasierten Szenarien und eine konsequentere Berücksichtigung innovativer ökonomischer Denkmodelle.

„In einer Welt mit begrenzten Ressourcen ist unendliches Wachstum nicht möglich. Wenn Industrienationen dennoch weiter wachsen, führt das zu sozialen und ökologischen Krisen. Klimawandel, globale soziale Ungleichheit, Flucht und Vertreibung sind die Folge. Ohne Abkehr vom Wachstumsdogma lässt sich der Klimawandel nicht aufhalten. Deshalb arbeitet das Konzeptwerk Neue Ökonomie für eine soziale, ökologische und demokratische Gesellschaft.“ erklärt Kai Kuhnhenn seine Arbeit. Dafür publiziert der Verein Bücher und Studien, macht Bildungsarbeit und führt in Zusammenarbeit mit sozialen Bewegungen Projekte und Konferenzen durch, so etwa die internationale Degrowth-Konferenz 2014 mit über 3000 Teilnehmenden in Leipzig.

 

Kontakt

Kai Kuhnhenn
k.kuhnhenn@knoe.org
01520 3468990

Die Studie steht als download hier frei zur Verfügung.

Über das Konzeptwerk Neue Ökonomie

Das Konzeptwerk setzt sich für eine soziale, ökologische und demokratische Wirtschaft und Gesellschaft ein. Es eröffnet Bildungs- und Austauschräume rund um Themen des sozial-ökologischen Wandels und will zeigen, dass alternative Wirtschaftsformen schon heute existieren und als Anknüpfungspunkte für diesen Wandel dienen. Durch die Kooperation mit wachstumskritischen Initiativen und sozialen Bewegungen für globale Gerechtigkeit will das Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V. eine Veränderung von unten bestärken.

 

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