Supereffiziente digitale Technik als Lösung aller Probleme oder doch lieber die selbstgebaute ressourcensparsame Low-Tech-Variante? Die Zukunftsvorstellungen, die den Einsatz digitaler Technik und ökologische Fragen zusammendenken, sind in der deutschen Diskurslandschaft nicht gerade üppig gesät. Im Vortrag werden die Ergebnisse einer Kurzstudie präsentiert, bei der wir die Zukunftsvorstellungen digital-ökologischer Transformation bei gesellschaftspolitischen Akteuren gesucht, analysiert und zu Visionskategorien zusammengefasst haben.
Der Vortrag bietet einen Einblick in die Ergebnisse einer erstmaligen systematischen Untersuchung der im deutschsprachigen Diskurs präsenten Visionen zur digital-ökologischen Transformation und setzt diese in einer Landschaft an Vorstellungen von Transformation, Nachhaltigkeit und Technikgestaltung zueinander in Beziehung. Bei der Recherche wurden zivilgesellschaftliche, staatliche, wissenschaftliche und wirtschaftliche Akteure berücksichtigt. Das Ergebnis sind sechs verschiedene Typen an Visionskategorien: „Dematerialisierung“, „Digital-ökologische Modernisierung“, „Leitplanken einer zukunftsfähigen Digitalpolitik“, „Digital-ökologischer TÜV“, „Digitale Suffizienz“ und „Low-Tech“ bilden die Landschaft der Visionen digital-ökologischer Transformation im deutschsprachigen Raum.
Die Vorstellung, dass digitale Technik durch Effizienzsteigerungen zu einer Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch beiträgt, kann unter dem Begriff „Dematerialisierung” gefasst werden. „Digital-ökologische Modernisierung” bezeichnet einen eher technokratischen Ansatz, in dem die ökologischen Kosten der Digitalisierung durch Sparsamkeit, Recycling und vor allem den flächendeckenden Einsatz von erneuerbaren Energien zu bewältigen sind. Vertreter*innen des Visionstyps „Leitplanken einer zukunftsfähigen Digitalpolitik” geben statt einer scharf formulierten Vision eher Leitplanken für die zukünftige Gestaltung der Digitalisierung im Rahmen ökologischer Grenzen vor. Die Kategorie „Digital-ökologischer TÜV” beschreibt Ansätze, die eine Bewertung des Verhältnisses von Ökologie und digitaler Technik von einer fortlaufenden Überprüfung des Einsatzes digitaler Technik abhängig machen. Bei „Digitaler Suffizienz” wird das Konzept der Suffizienz auf den Bereich Digitalisierung übertragen und orientiert sich an dem Motto „so viel Digitalisierung wie nötig, so wenig wie möglich“. Zuletzt kann die Idee der Abkehr vom linearen Fortschrittsdenken und von damit einhergehenden ressourcenintensiven High-Tech-Infrastrukturen als „Low-Tech”-Vision bezeichnet werden.
Im Vortrag wird das Verhältnis der einzelnen Kategorien zueinander anhand von verschiedenen Dimensionen, wie ihr zugrundeliegendes Transformationsverständnis oder die Radikalität der beschriebenen Veränderungen, dargestellt sowie deren politische Bedeutung reflektiert. Welche Visionen erfüllen den Anspruch an eine global gerechte Digitalität der Zukunft?