Pressemitteilung   |   17.09.2018

Europa, es ist Zeit, die Abhängigkeit vom Wirtschaftswachstum zu beenden

Europa, es ist Zeit, die Abhängigkeit vom Wirtschaftswachstum zu beenden +++ 230 Wissenschaftler appellieren an die EU

Leipzig/Brüssel. In dieser Woche findet die erste Konferenz zum Thema „Postwachstum“ im Europäischen Parlament statt. Zu diesem Anlass haben über 230 Wissenschaftler*innen aus allen EU-Mitgliedsstaaten einen Appell in zahlreichen europäischen Zeitungen veröffentlicht, in dem sie einen Weg aus Europas Abhängigkeit vom Wirtschaftswachstum skizzieren. Nina Treu und Matthias Schmelzer vom Konzeptwerk Neue Ökonomie aus Leipzig gehören zu den Unterzeichnenden und nehmen an der Konferenz in Brüssel teil.

„Wenn alle Menschen so sehr die Umwelt verschmutzen würden wie die Deutschen, bräuchten wir drei Planeten“, so Nina Treu vom Konzeptwerk Neue Ökonomie. „Grünes Wachstum wird oft als Ausweg gepriesen, doch das ist ein Irrweg: Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich die Wirtschaftstätigkeit so weit von der Umweltverschmutzung entkoppelt, wie es notwendig wäre. Um die sozialen Probleme hierzulande anzugehen, brauchen wir ohnehin kein weiteres Wachstum. Was wir brauchen, ist eine gerechte Verteilung des Reichtums, den es bereits gibt.“

“Dass Wirtschaftswachstum, Konkurrenz und Profite nicht dem Gemeinwohl dienen, zeigt sich aktuell auch im Hambacher Forst, wo der Profit von RWE die Zukunft von Menschen und Natur gefährdet“, sagte Matthias Schmelzer vom Konzeptwerk Neue Ökonomie. „Auch RWE argumentiert, die Ausweitung des Braunkohletagebaus sei notwendig für Wachstum und Arbeitsplätze.“

Mit dem Appell fordern die Wissenschaftler*innen die EU u.a. auf, eine Sonderkommission im EU-Parlament einzurichten, die sich mit den Perspektiven für eine Zeit nach dem Wachstum befasst. Außerdem schlagen sie vor, Wohlstand anders zu messen als mit dem Bruttoinlandsprodukt. Nicht zuletzt soll es ein „Ministerium für wirtschaftliche Transformation“ in jedem Mitgliedstaat geben.

Die Konferenz „Post-Growth 2018“ findet am 18. und 19. September in Brüssel statt. Ziel der Veranstaltung ist es, die Möglichkeiten für eine „Postwachstumsökonomie“ in Europa auszuloten. Die Konferenz wird veranstaltet von zehn Mitgliedern des Europäischen Parlaments aus fünf verschiedenen Fraktionen sowie zahlreichen Gewerkschaften und gemeinnützigen Organisationen.

Der Appell wurde heute in den Zeitungen Guardian, Libération, ZEIT Online und Der Freitag sowie weiteren europäischen Medien veröffentlicht. Er wurde initiiert von Marta Conde, Federico Demaria, Jason Hickel, Tim Jackson, Giorgos Kallis, Kate Raworth und Dan O’Neill.

Kontakt

Matthias Schmelzer und Nina Treu sind für das Konzeptwerk Neue Ökonomie am 18. und 19.9. auf der Postwachstumskonferenz in Brüssel und stehen für Presseanfragen zur Verfügung:

Matthias Schmelzer: +49 176 99010188

Nina Treu: +49 170 7744222

www.postgrowth2018.eu

www.konzeptwerk-neue-oekonomie.org

www.degrowth.info/de/

 

Mitunterzeichner*innen des Appells aus dem deutschsprachigen Raum sind unter anderem:

Dr Ulrich Brand, Professor, Universität Wien (Österreich)
Dr Dennis Eversberg, Wissenschaftler, DFG Kolleg Postwachstumsgesellschaften, Universität Jena
Dr Hans Diefenbacher, Professor, Universität Heidelberg
Dr Christoph Gran, ZOE Institut für Zukunftsfähige Ökonomien
Dr Stephan Lessenich, Professor, Ludwig Maximilians Universität München
Dr Hermann E. Ott, Professor, Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Dr Niko Paech, Professor, Universität Siegen
Dr Tilman Santarius, Professor, TU Berlin und Einstein Center Digital Futures
Dr Silke van Dyk, Professor, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dr Irene Ring, Professor, TU Dresden
Dr Matthias Schmelzer, Wissenschaftler, Universität Jena und Konzeptwerk Neue Ökonomie
Nina Treu, Koordinatorin, Konzeptwerk Neue Ökonomie
Dr Markus Wissen, Professor, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Dr Angelika Zahrnt, Professor, Institut für Ökologisches Wirtschaften

Entwicklungspolitisches Netzwerk Sachsen e.V.

Das Entwicklungspolitische Netzwerk Sachsen e.V. ist ein Zusammenschluss von sechzig entwicklungspolitischen Vereinen und Organisationen in Sachsen, die sich zumeist ehrenamtlich für eine gerechtere Welt engagieren.
https://www.einewelt-sachsen.de

Konzeptwerk Neue Ökonomie

Das Konzeptwerk setzt sich für eine soziale, ökologische und demokratische Wirtschaft und Gesellschaft ein. Es eröffnet Bildungs- und Austauschräume rund um Themen des sozial-ökologischen Wandels und will zeigen, dass alternative Wirtschaftsformen schon heute existieren und als Anknüpfungspunkte für diesen Wandel dienen.
www.konzeptwerk-neue-oekonomie.de

SAIDA International e.V.

Der SAIDA International e.V. setzt sich für die Umsetzung von Frauen- und Kinderrechten in Entwicklungsländern ein. Schwerpunkte der konkreten Projektarbeit sind Mädchenbildung, Schutz vor Genitalverstümmelung und Kinderehe, Stärkung von Frauen sowie die Verbesserung der reproduktiven Gesundheit.
https://saida.de