Ist Klima-Gerechtigkeit wählbar?
Wir haben die Wahlprogramme der fünf großen demokratischen Parteien aus Klimagerechtigkeitsperspektive analysiert um festzustellen, inwiefern sie eine transformative – mit der 1,5°C-Grenze konforme Politik anstreben oder auf ein Weiter so mit grünem Anstrich setzen.
Klimagerechtigkeit ist nicht wählbar, Klimazerstörung hingegen schon!
In der Analyse der Wahlprogramme haben wir Kriterien für sieben Bereiche entwickelt. Die Analyse entlang dieser Kriterien zeigt sehr deutliche Unterschiede zwischen den Parteien.
Auch wenn soziale Bewegungen Klimagerechtigkeit selbst in die Hand nehmen müssen, da sie nicht wählbar ist, macht die Analyse der Programme klar, dass es für Ausmaß und Geschwindigkeit der Klimazerstörung einen Unterschied macht, welche Parteien regieren.
Die Programme der Parteien analysieren wir anhand des von ihnen angenommenen verbleibenden Klimabudgets, ihren Vorschlägen für einen grundlegenden Umbau der Wirtschaft sowie ihren konkreten Ideen zur Entwicklung von Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr, Wohnen&Gebäude und Landwirtschaft.
Die ausführliche Analyse gibt es hier als PDF zum Download, Lesen, Teilen und Diskutieren.
» Die Analyse ist keine Wahlempfehlung für eine bestimmte Partei. Wir wollen stattdessen zeigen, welche politischen Maßnahmen für eine klimagerechte Gesellschaft notwendig wären. «
Im Interview mit den Autoren erfahrt ihr mehr zu den Hintergründen der Analyse; wie ein klimagerechtes Wahlprogramm aussehen müsste und warum es trotzdem einen Unterschied macht, welche Partei gewählt wird.
Zum InterviewDie gemeinsame Analyse der Programme zeigt den unzureichenden Rahmen, innerhalb dessen Klimapolitik diskutiert wird.
Viele Versprechen – Wenig Maßnahmen
Klimapolitik hat zwar auf der rhetorischen Ebene insgesamt einen deutlich höheren Stellenwert als bei allen bisherigen Wahlen – vor allem bei den Grünen, der Linkspartei und mit deutlichen Abstrichen bei der SPD. Trotzdem sind die von den Parteien formulierten Ziele unzureichend.
Viel Wachstum –
Wenig Rückbau
Alle Parteien haben Vorschläge dazu, wie Schlüsseltechnologien ausgebaut und gefördert werden können.
Aber es gibt wenig Maßnahmen für den notwendigen Rückbau von klimaschädlichen Industriezweigen und Wirtschaftsbranchen.
Aber es gibt wenig Maßnahmen für den notwendigen Rückbau von klimaschädlichen Industriezweigen und Wirtschaftsbranchen.
Viel Technik –
Wenig Veränderung
Mit Ausnahme der Linken setzen alle Parteien große Hoffnungen auf technische Innovationen, die eine Fortführung der derzeitigen Lebensweise ermöglichen. Gesellschaftsveränderung, soziale Innovationen oder die Verringerung von Konsum werden hingegen kaum beachtet.
Viel Markt –
Wenig Politik
Insgesamt gibt es ein sehr großes Vertrauen auf die lenkende Wirkung des Marktes, der durch den CO2-Preis oder andere Instrumente beeinflusst wird. Aktive Industriepolitik sowie Maßnahmen, die sich gegen die Interessen von Großemittenten stellen, fehlen leider meist. Die Linke nimmt hier als einzige Partei eine konfrontativere Haltung ein.
Viel Industrie – Wenig globale Klimagerechtigkeit
Dass beim ökologischen Umbau Deutschland Industriestandort und Exportweltmeister bleibt, halten alle Parteien – mit Ausnahme der Linken – für selbstverständlich. Was diese Strategie für den Rest der Welt bedeutet und wer ihre Folgekosten trägt, bleibt ebenso unbeleuchtet wie Reparationen für ökologische Klimaschulden.
Klimagerechtigkeit ist nicht wählbar – Klimazerstörung hingegen schon!
Das heißt jedoch nicht, dass Klimagerechtigkeit nicht möglich ist. Dafür braucht es den Einsatz der Zivilgesellschaft und sozialen Bewegungen – für eine demokratische, soziale und klimagerechte Gesellschaft und eine Zukunft für alle. Denn der Druck von unten verschiebt den Rahmen dessen, was möglich ist. Auch wir wollen dort aktiv sein, wo Hebel entstehen, um gesellschaftliche Veränderungen voranzubringen. Unterstützt uns dabei.
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