Sorgearbeit im Zentrum der Wirtschaft
Wie steht es um die Care Revolution?
von Lea Goncalves Crescenti | 22. Oktober 2019
Wie sähe eine Gesellschaft aus, in der Sorgearbeiten im Zentrum des Wirtschaftens stehen? Das ist die Grundfrage des Netzwerk Care Revolution. Über 80 Gruppen und zahlreiche Einzelpersonen sind seit 2014 im Netzwerk organisiert. Ortsgruppen in Freiburg, Darmstadt, Berlin, Leipzig, Frankfurt/Main und anderswo setzen sich vor Ort für eine sofortige Verbesserung der Bedingungen in der Sorgearbeit ein, immer mit dem Blick aufs Ganze des Wirtschaftens.
Fünfjähriges Jubiläum Netzwerk Care Revolution
Sein 5-jähriges Jubiläum feierte das Netzwerk Care Revolution beim Feminist Futures Festival, das im September 2019 in Essen stattfand. In einem gemeinsamen Podiumsgespräch ziehen Aktive aus dem Netzwerk Bilanz. Zentral für das Netzwerk war die Bedeutsamkeit von unsichtbarer Sorge-Arbeit, wie die Bedürfnisse der Sorge-Arbeitenden und Sorge-Empfangenden Seite an Seite in die Politik getragen werden können und wie eine solidarische Gesellschaft aussehen kann. Dafür hat das Netzwerk Care Revolution seit seiner Gründung viel Organisations- und Vernetzungsarbeit geleistet und einige diskursive Erfolge erzielt. Die Diskutierenden waren sich einig: Jetzt heißt es nochmal anpacken! Wie kann es gelingen noch mehr materielle Erfolge zu erzielen und Care-Themen und feministische Belange in die „große“ Politik zu tragen? Wie kann es Menschen ermöglicht werden, am Netzwerk teilzunehmen? Wo steht die feministische Streikbewegung im Jahr 2020? Welche Aussichten haben Aktive aus den Pflegestreiks für die kommenden Jahre?
Podiumsgespräch
Es sprechen Svenja Wolff (Künstlerin und im Koordinierungskreis des Netzwerk Care Revolution, Leipzig), Gabriele Winker (Sozialwissenschaftlerin, Mitbegründerin Netzwerk Care Revolution, Freiburg), Anthea Kyere und Jenny Funke-Kaiser (Feministischer Streik Berlin) und Cornelia Swillus-Knöchel (Medizinische Dokumentationsassistentin am Uniklinikum Essen, Bündnis für Mehr Personal im Krankenhaus und Ver.di), moderiert von Andrea Vetter (Konzeptwerk Neue Ökonomie).
Lea Goncalves Crescenti ist Geographie-Studentin und hat sich als Praktikantin beim Konzeptwerk Neue Ökonomie mit Themen rund um Sorgearbeit und Feminismus beschäftigt.
Teil 2 der Blogserie „Sorgearbeit im Zentrum“
Mit dieser Blogserie wollen wir deutschsprachige und internationale Diskussionen vorstellen, die sich damit beschäftigen, wie Sorgearbeit, ökologische und soziale Gerechtigkeit und unser wachstumsbasiertes Wirtschaftsystem zusammen hängen. Dafür wählen wir verschiedene Formate: wir stellen Videos vor, Ton-Mitschnitte aus Konferenzen, Podcasts und Texte. Wir wollen mit dieser Blogserie einen Wegweiser bieten über einiges bisher gedachte, und dazu einladen, darüber hinauszudenken.
Alle Beiträge der Serie
- Teil 1: Warum Care und Degrowth zusammen gehören
- Teil 2: Wie steht es um die Care Revolution
- Teil 3: Ökofeministische Kritik von „Entwicklung“
- Teil 4: Das Ganze der Ökonomie
- Teil 5: Queer ackern
- Teil 6: Kämpfe um Identätsfragen sind neoliberal
- Teil 7: Lokale und globale Perspektiven auf Sorgearbeit
- Teil 8: Gemeinsam politische Posten besetzen
- Teil 9: Die radikale neue Rechte
- Teil 10: Extraktivismus, Klimakrise und ökofeministische Entwicklungsalternativen in Afrika
- Teil 11: Wie wollen wir Care organisieren?
- Teil 12: Hinter jeder erfolgreichen Frau steht eine andere Frau mit Migrationserfahrung
- Teil 13: Alle dabei? LSBTIQ-Anliegen zwischen Alltag, Corona und einer Zukunft für Alle