Eine zukunftsfähige Gesellschaft braucht eine Transformation der Schule
Zukunftswerkstatt zum Thema Bildung
Von Jona Blum
09.07.2020
Wie kann ein Bildungssystem aussehen, das Menschen in ihrer Potential-Entfaltung unterstützt und sie befähigt, eine zukunftsfähige Gesellschaft zu gestalten? Dieser Frage ging im Rahmen unseres Projektes „Zukunft für alle – gerecht. ökologisch. machbar.“ eine Gruppe von Vordenker*innen aus Bildung, Wissenschaft, Politik und sozialen Bewegungen in einer Zukunftswerkstatt zum Thema Bildung nach.
Der folgende Blogbeitrag ist keine Zusammenfassung der umfangreichen Inhalte der Zukunftswerkstatt, nimmt aber viele Gedanken daraus auf.
Im Jahr 2048 gibt es: offene Häuser des Lernens für Menschen jeden Alters mit demokratischen Strukturen; selbstbestimmtes, interessengeleitetes Lernen sowie kooperatives Lernen in von Lernbegleiter*innen unterstützten Gruppen; auch der Kiez, die Kommune und die Welt sind Lernorte
Im Jahr 2048 gibt es nicht mehr (es sei denn im Museum): Schulen, Unterricht, fremdbestimmtes Lernen, Leistungsdruck, Noten, Kontrolle, Konkurrenz, Selektion und Segregation
2048 bilden wir uns alle in offenen Bildungslandschaften, in denen Menschen jeden Alters ihren Interessen nachgehen. Alle sind selbstbestimmte Gestalter*innen ihrer eigenen Lernwege und werden darin von Lernbegleiter*innen unterstützt. Es gibt offene, demokratisch organisierte Häuser des Lernens, die Begegnungs-, Lern- und Reflexionsräume anbieten. Aber auch der Wald, die Fahrradwerkstatt, das Stadtteilparlament oder die andere Seite der Welt sind Teil der offenen Bildungslandschaften. Neben grundlegenden Kulturtechniken werden grundlegende Fähigkeiten für das Zusammenleben in einer nachhaltigen und solidarischen (Welt)Gesellschaft durch eigenes Tun gelernt
Was sind die Probleme 2019?
Mangelnde Zukunftsfähigkeit und Potentialentfaltung
Zeitgemäße Lerntheorien betonen, dass Lernen ein vom Lernenden selbstgesteuerter Prozess ist, der durch Begeisterung, Bedeutsamkeit und Gestaltbarkeit angeregt wird. Vielen Kindern jedoch wird ihre Lernlust durch fremdbestimmte Lerninhalte, ein defizitorientiertes Bewertungssystem und Leistungsdruck genommen, statt sie in der Entfaltung ihrer Potentiale in vielfältige Richtungen zu unterstützen. Die heutige Schule ist stark darauf ausgerichtet, Wissen, das in der Vergangenheit gewonnen wurde, zu vermitteln und kognitive Fähigkeiten zu fördern. Das reicht nicht, um Menschen auf die Anforderungen des Lebens vorzubereiten. Wir wissen nicht, wie die Welt in 20 oder gar 50 Jahren aussieht. Wir wissen nicht, welche konkreten Kenntnisse und Fähigkeiten die jungen Menschen von heute dann jeweils brauchen werden. Sie werden sich mit Herausforderungen des Zusammenlebens auf diesem Planeten beschäftigen, die wir noch nicht kennen. Welche übergeordneten Haltungen und Fähigkeiten werden den Menschen helfen, sich dann je nach Situation die nötigen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten anzueignen? Die Schule von heute bietet kaum Gelegenheiten, Offenheit, Neugierde, Selbstakzeptanz, Empathie und kritisches Denken zu kultivieren. Auch kreative Problemlöse- oder Kommunikationsfähigkeiten, Solidarität, Handlungsmut oder Verantwortungsübernahme sind selten Lernziele. Der heimliche Lehrplan der Schule dagegen beruht auf Selektion und Konkurrenz, auf undemokratischen Hierarchien, Fremdbestimmung und Anpassung an äußere Normen und Erwartungen. Dieser erschwert das Erlernen jener Haltungen und Fähigkeiten vielmehr.
Segregation und institutionelle Diskriminierung
Das deutsche Schulsystem ist nicht gerecht. Insbesondere die soziale Herkunft und die zugeschriebene nation-ethno-kulturelle Zugehörigkeit entscheiden maßgeblich über den Bildungsweg. Die Bildungseinrichtungen sind aktiv an der Verfestigung sozialer Unterschiede beteiligt: mit ihren Mustern der Diskriminierung entlang von Normalitätserwartungen, in ihren Selektionspraktiken wie Zurückstellungen und Bildungsempfehlungen, in ihren Lerninhalten, in ausgesprochenen und unausgesprochenen Regeln und Routinen, dem Handlungswissen und den Kommunikationsformen der Pädagog*innen, den Organisationsstrukturen, politischen Vorgaben und Rahmenbedingungen. Die bisherigen politischen und pädagogischen Strategien im Umgang mit sprachlicher und sozio-kultureller Heterogenität greifen zu kurz. Es fehlen umfangreiche Angebote zu Macht- und Diskriminierungssensibilität in der Aus- und Weiterbildung sowie zur Supervision von Pädagog*innen. Auch die Tatsache, dass Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf immer noch zu einem hohen Anteil nicht an allgemeinen Schulen lernen, stellt an sich bereits einen Akt von Diskriminierung dar. Entgegen des unmissverständlichen rechtsverbindlichen Anspruchs auf lebenslange, qualitativ hochwertige inklusive Bildung (im Sinne eines erweiterten Inklusionsbegriffs nach der UNESCO-Weltbildungsministerkonferenz 2008) ist die Praxis des Schulbesuchs immer noch von starker struktureller Segregation geprägt. Die Schule ist damit kaum ein Ort, an dem Heranwachsende lernen in einer heterogenen Gesellschaft zusammen zu leben.
Fehlende demokratische Mitbestimmung
Die Schule ist in der Regel kein Lernort für Demokratie. Entgegen der UN-Kinderrechtskonvention werden Kinder und Jugendliche an den meisten Schulen kaum wirksam beteiligt bei Entscheidungen, die sie betreffen. Die jungen Menschen haben wenig Einfluss auf Zielsetzung und Gestaltung ihres Lernens, Lebens und Tuns in der Schule. Kinder, die nicht gehört werden und keine Erfahrung von der Wirksamkeit ihrer Beteiligung erleben, entwickeln wenig Vertrauen darin, dass sie gemeinsam mit anderen ihre Gesellschaft mitgestalten können. Das fördert nicht die häufig beschworenen demokratischen Werte und Fähigkeiten von Menschen in einer demokratischen Gesellschaft.
Trotz vieler hervorragender Beispiele von Schulen, die sich schon lange für die umfassende Umsetzung der Kinderrechte einsetzen, mangelt es an politischen Entscheidungen, die die weitreichende Demokratisierung der Schule unterstützen. Standardisierung, Effizienzorientierung, Schulleistungsvergleiche und die Selektion der Besten zur Steigerung der Wirtschaftskraft stehen im Wettbewerb der Bundesländer weit mehr im Vordergrund, als die mutige Gestaltung eines zukunftsfähigen Bildungssystems, in dem die Heranwachsenden Erfahrungen von Selbstvertrauen, Selbstwirksamkeit, kritische Reflexionsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Kooperation und Solidarität machen. Für eine grundlegende Verankerung von demokratischer Mitbestimmung im Lernort Schule, die über vereinzelte Projekte hinausgeht, fehlt die Finanzierung guter struktureller Bedingungen. Außerdem fehlt den Schulen die Autonomie, selbst weitreichend über ihre pädagogische Praxis zu entscheiden und interne Hierarchien abzubauen, da sie meist durch bildungspolitische Vorgaben stark fremdbestimmt sind.
Wie wird es 2048 sein?
Eine Lernkultur der Potenzialentfaltung
Bildung zielt darauf ab, Menschen in der Entwicklung ihrer vielseitigen Fähigkeiten und Potentiale zu unterstützen und sie für die Anforderungen des Lebens, Zusammenlebens und selbst des Überlebens zu stärken. Um das Leben auf diesem Planeten nachhaltig zu erhalten, liegen den übergeordneten Bildungszielen heute viel stärker Wertorientierungen wie die der global verhandelten Menschen-, Kinder- und Naturrechte zugrunde. Menschen unterstützen sich in den offenen Häusern des Lernens wechselseitig darin, sich Haltungen, Fähigkeiten und Wissen anzueignen, die es ermöglichen, eine nachhaltige, solidarische und friedliche Gesellschaft mitzugestalten.
Die Lernkulturen an den verschiedensten Lernorten und Wirk-Stätten bieten das, was für gelingendes Lernen zählt: Wertschätzung, Beziehung, Partizipation, Verantwortung und Sinn. Menschen lernen, indem sie sich – gemeinsam mit anderen – eigene, bedeutsame Fragen, Aufgaben und Herausforderungen suchen und an diesen wachsen. Sie sind weitestgehend selbstbestimmte Gestalter*innen ihrer eigenen Lernwege. Die überall verbreiteten Häuser des Lernens sind die Koordinationsstellen dafür. Hier kommen Menschen jeden Alters zusammen und treffen sich in verschiedenen, zum Beispiel interessen- oder altersbezogenen Bezugsgruppen, die ihre Lernaktivitäten gemeinsam organisieren und reflektieren. Die Lernenden wählen sich Lernbegleiter*innen frei aus, die ihnen als gleichwürdige Bezugs- und Beziehungspersonen mit Reflexions-, Moderations-, Inspirations- oder Beratungsangeboten zur Seite stehen.
In den Häusern des Lernens gibt es vielfältige, verschiedene Lerntypen ansprechende Bildungsangebote zu den grundlegenden Kulturtechniken, die notwendig sind für eine umfassende gesellschaftliche Teilhabe. Es gibt Angebote zum Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen. Und es werden Lerngelegenheiten geboten für das Üben von Problemlösungsfähigkeiten, kritischem Denken, Offenheit, Vorstellungskraft und Kreativität. Empathie- und Konfliktlösungsfähigkeit, Solidarität und Handlungsmut, Verantwortungsübernahme sowie der Umgang mit Unsicherheit und Nicht-Wissen sind ebenfalls zentrale Bestandteile. Im Vordergrund steht somit nicht das Wissen aus Lehrbüchern, sondern das konkrete Individuum mit seinen Potenzialen und Gestaltungsmöglichkeiten.
Die Welt als Lernraum
Das Leben selbst bietet die besten Lerngelegenheiten. Die lokalen Bildungslandschaften vernetzen Lern-, Lebens- und Tat-Orte, an denen gelebt, gearbeitet und gelernt wird – zum Beispiel im Wald, in Werkstätten, Laboren, Planbüros, Gesundheitshäusern, landwirtschaftlichen Betrieben und urbanen Gärten, Theatern oder Parlamenten. Dort findet eine ästhetische, also sinnliche Auseinandersetzung mit der Welt statt. Dort gibt es Menschen, die sich Zeit nehmen und fachlich kompetent sind, um Menschen beim theoretischen Erlernen und praktischen Erproben von Wissen und Fähigkeiten zu begleiten. Die Lernenden tragen mit ihrem Tun zur Lösung realer Probleme bei und erfahren, dass sie wirksame und verantwortungsvolle Gestalter*innen ihrer Mitwelt sind. Zahlreiche Lernorte sind global vernetzt und bringen Menschen aus unterschiedlichen Teilen der Welt zusammen, um an gemeinsamen Projekten zu arbeiten. Praxis und Reflexion sind miteinander verbunden. Denn nach einiger Zeit der Erkundung und Praxis kommen die Lernenden in den Häusern des Lernens zusammen und tauschen sich dort über ihre Erfahrungen aus. Sie reflektieren ihre Erlebnisse, lernen voneinander und planen ihr weiteres Handeln, um das Gelernte weiter umzusetzen oder um sich neue Lernziele zu setzen.
In der fehlerfreundlichen Lernkultur tragen sowohl Scheitern als auch Gelingen zum Lernen bei. Bewertungen und Vergleiche durch Noten und Leistungskontrollen sind abgelöst durch wertschätzende, freiwillige und potentialorientierte Formen der Rückmeldung und Selbstevaluation von Lernprozessen. Statt Abschlüssen gibt es Anschlüsse. Wenn Menschen sich auf ein bestimmtes Tätigkeitsfeld oder einen bestimmten vertiefenden Bildungsweg vorbereiten wollen, werden sie darin in den Häusern des Lernens von ihren Lernbegleiter*innen unterstützt. Die aufnehmenden Betriebe oder spezialisierten Bildungsorte haben dafür die gewünschten Qualifikationen als Zugangsvoraussetzungen formuliert, an denen sich die Lernenden orientieren können.
Lernorte der Inklusion und Gleichberechtigung
Bildung ist wie andere soziale Infrastrukturen grundsätzlich lebenslang kostenfrei und für alle zugänglich. Die Häuser des Lernens sind barrierefrei und an menschlichen Bedürfnissen orientiert gestaltet. Sie sind Orte, an denen wir lernen, miteinander zu leben. Durch die Durchmischung von Nachbarschaften sind auch bei den Lernenden in den Häusern des Lernens die vielfältigen Perspektiven und Lebenssituationen von Menschen in unserer Gesellschaft vertreten. Es wird flexibel auf unterschiedliche Bedürfnisse, z.B. verschiedene Sprachen, eingegangen. Auch die Lernbegleiter*innen repräsentieren gesellschaftliche Diversität. Menschen unterschiedlicher zugeschriebener natio-ethno-kultureller Zugehörigkeit, Geschlechtszugehörigkeit, körperlicher Beschaffenheit und Alters sind grundsätzlich Teil des Teams. Sie arbeiten in multiprofessionellen Teams zusammen und bringen verschiedene Erfahrungen als Pädagog*innen, Logopäd*innen, Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen oder Physiker*innen ein. Die Lernbegleiter*innen nehmen regelmäßig an macht- und herrschaftskritischen Aus- und Weiterbildungen, Beratungen und Supervisionen teil, um ihre eigene Rolle und Arbeitskultur aus neuen Perspektiven zu betrachten. Da trotz aller Bemühungen jahrhundertealte Diskriminierungsformen noch nicht ganz aufgelöst sind, stehen in den Häusern des Lernens Ansprechstrukturen, Empowerment- und Reflexionsräume zur Verfügung. Sie werden sowohl von Menschen, die Diskriminierung erfahren als auch von Menschen, die Privilegierung erfahren, selber gestaltet und genutzt, um an einem gleichberechtigten Miteinander zu arbeiten.
Lernorte der Demokratie
Die Häuser des Lernens sind Orte demokratischer Selbstbestimmung und Selbstverwaltung. In den basisdemokratischen Organen der Einrichtung haben alle die Möglichkeit, das Miteinander zu gestalten, Situationen zu verändern und an der Gestaltung von für alle tragbare Lösungen mitzuarbeiten. Mit Blick auf die Heranwachsenden wird in den Häusern des Lernens die Kinderrechtskonvention vollständig umgesetzt. Die Kinder und Jugendlichen können sich ebenso wie die Erwachsenen aktiv einbringen in ein demokratisches Gemeinwesen. Alle entwickeln so den Mut, die Kreativität und die Kompetenz, um in der heutigen Gesellschaft handlungsfähig zu sein und ihre Gegenwart auch im Hinblick auf ihre Zukunft mitgestalten zu können.
Gute Bildung für Alle hat einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert, vom Staat werden ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt. Als bildungspolitischen Rahmen gibt es einen Rat für Weiterentwicklung, in dem Bildungsexpert*innen, Expert*innen aus allen anderen gesellschaftlichen Bereichen und auch Lernende aus den Häusern des Lernens verhandeln, wie eine zukunftsfähige Bildung weiterhin gestaltet sein soll. Dabei orientieren sie sich an global vereinbarten Rahmendokumenten zu den Zielen zukunftsfähiger Bildung. Der Rat für Weiterentwicklung übt eine beratende Funktion für die regionalen Bildungsräte aus. Diese regionalen Bildungsräte beraten die eigenständigen Häuser des Lernens. Sie koordinieren und unterstützen außerdem die Vernetzungen und Kooperationen in den diversen Bildungslandschaften.
Wie sind wir dahin gekommen?
Soziale Bewegungen und mediale Aufmerksamkeit
Die zunehmende Trockenheit und weitere spürbare Folgen des Klimawandels sorgten dafür, dass auch die Bildungslandschaft einen Klimanotstand ausgerufen hat. Aus den bekannten und stetig gewachsenen Fridays for Future-Streiks ist eine breite Bewegung verbündeter sozialer Bewegungen geworden, denen sich auch immer mehr engagierte Pädagog*innen, Eltern und Großeltern angeschlossen haben. Alle zusammen setzten sich an zusätzlichen Mondays for FutureEducation kreativ dafür ein, dass die bereits bestehenden internationalen und nationalen Rahmenpläne wie z.B. der nationale Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung oder die Kinderrechtskonvention weitreichend und innovativ umgesetzt werden, um eine Transformation hin zu einem zukunftsfähigen Bildungssystem voranzubringen. Die Medien griffen Fragen zukunftsfähiger Bildung breit auf und erweiterten die Vorstellungshorizonte in der öffentlichen Auseinandersetzung darum.
Pionier*innen
Im Zuge der medialen Auseinandersetzung um die Gestaltung zukunftsfähiger Lernorte spielten die bereits existierenden Alternativen eine bedeutsame Rolle. Es wurde sichtbar, dass es bereits viele Bildungsorte gibt, die eine solche visionierte Lernkultur vielfältig umgesetzt haben – angefangen von reformpädagogischen Bewegungen der letzten Jahrhunderte bis über heutige innovative Schulen, wie sie beispielsweise im Bundesverband freier Alternativschulen, in der Initiative „Schule im Aufbruch“ oder unter den Preisträger*innen des deutschen Schulpreises zu finden sind. Die von diesen Pionier*innen stärker verbreiteten Bilder und Erzählungen von guter Bildung zeigten auf, dass anderes Lernen möglich ist. Diese Lernorte mit ihren bereits gemachten Erfahrungen in der Neugestaltung von Bildungslandschaften konnten sich als Begleiter*innen in die Transformationsprozesse von Schulen einbringen. Viele konventionelle Schulen begannen beispielsweise damit, einen Frei-Day einzuführen. Das ist ein wöchentlicher Projekttag, an dem sich die jungen Menschen in selbstgewählten Nachhaltigkeitsprojekten und zivilgesellschaftlichen Initiativen engagieren. Sie lernen durch eigenes, selbstbestimmtes Tun, dass sie diese Gesellschaft mitgestalten können. Aus den bestärkenden Erfahrungen mit dieser Öffnung der Schule und der innovativen Lernform ist eine größere Offenheit dafür entstanden, Lernangebote zu schaffen, die Kindern mehr Selbstbestimmung, Kreativität und Selbstwirksamkeit im Lernen ermöglichen.
Politik
Eine Neuausrichtung in der Bildungspolitik konnte erst durch die Besetzung des Kultusministerium sowie des Finanzministeriums im Zuge der Mondays for FutureEducation erreicht werden. Als Ergebnis eines langen Aushandlungsprozesses wurden nicht-nachhaltige Subventionen des Staates abgebaut und in den Bildungsetat umgelenkt, sodass die Umsetzung der seit langem bestehenden bildungspolitischen Vorgaben, wie z.B. des UNESCO-Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung, finanziert werden konnte. Eine ausreichende gesellschaftliche Akzeptanz dieser Veränderungen war aufgrund der vorausgegangenen öffentlichen Debatte um zukunftsfähige Bildung gegeben. Die bildungspolitischen Veränderungen führten u.a. zu einer deutlichen Demokratisierung der Lernorte. Die Lernorte erhielten mehr Automomie über eigene Mittel und Organisationsstrukturen. Finanziert wurde darüber hinaus der Rat für Weiterentwicklung, in dem Bildungsexpert*innen als Lernort-Transformations-Begleiter*innen (LOTRABs) tätig sind und Schulen in ihrem radikalen Umgestaltungsprozess zur Seite gehen.
Das Konzeptwerk Neue Ökonomie führte die Zukunftswerkstatt im Rahmen des Projekts „Zukunft für alle – ökologisch. gerecht. machbar“ durch. Insgesamt haben wir 13 Zukunftswerkstätten zu verschiedenen Themenbereichen wie Mobilität, Landwirtschaft, Klima und Energie, Finanzsystem, oder Bildung veranstaltet.
Jona Blum arbeitet im Konzeptwerk zum Thema Transformative – und kritisch-emanzipatorische Bildung.
Wer nahm an der Zukunftswerkstatt teil?
Aktive von:
Teil 2 der Blogreihe "Transformative Bildung. Jetzt mal konkret!"
Mit dieser Blogreihe wollen wir Erfahrungen und Eindrücke aus unserer Bildungsarbeit im Konzeptwerk darstellen.
Trotz und wegen Corona glauben wir, dass eine transformative und kritische Bildung notwendiger denn je ist um solidarische Antworten auf gesellschaftliche Krisen zu finden und ein gutes Leben für Alle zu erstreiten.
Alle Beiträge der Blog-Reihe
- Teil 1: Transformative Bildung in der Corona-Krise
- Teil 2: Eine zukunftsfähige Gesellschaft braucht eine Transformation der Schule
- Teil 3: Es geht ums Ganze – Sozial-ökologische Transformation braucht machtkritische Bildung
- Teil 4: Lernen lassen will gelernt sein
- Teil 5: Wer gestaltet die Schule der Zukunft?